EVKGMFO

Predigten & Geistliche Impulse

zum Nachdenken und Meditieren

Freude suchen

»Geh’ aus mein Herz und suche Freud’«: So beginnt ein altes Lied des Dichters Paul Gerhardt, und es passt wunderbar zum Sommeranfang an diesem Wochenende.

»Geh’ aus mein Herz und suche Freud’ in dieser lieben Sommerzeit« – das Lied muntert uns auf, einen Spaziergang durch die Natur zu machen und bewusst wahrzunehmen, wie Blumen sich entfalten, Bäume vor Kraft strotzen oder Vögel ihr Lied singen.

Als Paul Gerhardt vor nunmehr fast 400 Jahren das Lied schrieb, war gerade der 30-jährige Krieg zu Ende.
Deutschland war ein Trümmerplatz. Seuchen wie die Pest hatten ganze Ortschaften ausgerottet. Eine unvorstellbare Armut herrschte.

Dazu traf den Lieddichter noch persönliches Leid. Das erste gemeinsame Kind mit seiner Frau Anna Maria starb nach nur acht Monaten. In ihre Bibel schrieb sie daraufhin: »Maria Elisabeth stirbt. Herr, nun nimmst du meines Herzens Freude.« An diese Worte seiner Frau knüpft Paul Gerhardt in seinem Lied: »Geh’ aus mein Herz und suche Freud’« an – so, als wollte er ihr und sich sagen: Nach all dem Schmerz, den wir erlebt haben, wollen wir uns nicht länger in unserem Leid einschließen und in unserem Kummer stecken bleiben. Deshalb: Geh aus mein Herz und suche! Ja, denn du musst schon auch suchen.


Die Freude liegt nach 30 Jahren Krieg, nach der Zerstörung
und dem Abbrennen von Wäldern, Feldern und Städten nicht einfach auf der Straße herum. Und Freude wirst du finden, wenn du das sich in Schönheit Entfaltende und Blühende so ansiehst, als hätte Gott es allein für dich wachsen lassen. Wer das versucht, für den kann auch eine trübe Sommerzeit zu einer lieben Sommerzeit werden, wie es in dem Lied an anderer Stelle heißt. In diesem Sinne wünsche ich uns allen einen »lieben Sommer«.

Claudia Ginkel,
Pfarrerin im
Nachbarschaftsraum Friedberg

Ökumenischen Gottesdienst zur Einheit der Christen am Pfingstmontag

Thomas kommt zu spät. Er ist gerade nicht dabei gewesen, als etwas Unvorstellbares passiert:

Die Jünger sind zuhause. Die Fenster und Türen haben sie geschlossen. Sie wissen nicht, wie es weitergehen soll. Jesus wurde am Kreuz umgebracht. Doch mitten in ihrer Trauer ist Jesus plötzlich da. Er sagt zu ihnen: Friede sei mit euch. Dann haucht er sie an und sie spüren den Heiligen Geist. Jesus ermutigt die Jünger, rauszugehen und davon zu erzählen. Auch andere sollen sich finden lassen von der Nähe Gottes. Das Herz der Jünger ist voll. Diese überströmende Freude will raus. Sie will weitergesagt werden. Wie ein kleines Pfingstwunder.

Dann kommt Thomas. Er ist der erste, dem sie ihre Herzen öffnen können.

Doch Thomas glaubt ihnen nicht. Zumindest nicht, solange er nicht selbst das Mal der Nägel an Jesu Händen gesehen und seine Wunden getastet hat.

Jesus hat die Jünger eben noch ermutigt, von seiner Auferstehung zu berichten. Aber schon ihr Freund glaubt ihnen nicht. Fremde werden ihnen dann bestimmt erst recht nicht glauben. Eben noch schien alles so klar und jetzt wird es doch wieder kompliziert.

Thomas und die anderen Jünger halten trotzdem zusammen. Das beeindruckt mich an der Geschichte. Die anderen schicken Thomas nicht weg, obwohl er ihnen nicht glaubt. Thomas bleibt bei seinen Freunden, auch wenn er sich nicht vorstellen kann, was sie ihm gerade erzählt haben.

Diese Haltung finde ich auch heute wichtig. Die Welt wird oft so unterschiedlich gesehen. Nicht nur in Glaubensfragen. Auch in der Politik. Viele wollen mit Menschen anderer Meinung gar nichts mehr zu tun haben. Oder es kommt sofort zu hitzigen Diskussionen. Die Spaltungen werden immer größer. Das kann zu nichts Gutem führen. Mich beeindrucken Menschen, die trotz unterschiedlicher Sichtweisen wohlwollend miteinander reden.

Es war gar nicht so einfach, diesen Gottesdienst vorzubereiten. Wir kommen ja aus ganz unterschiedlichen Konfessionen. Ich fand es schön, wie wir uns erstmal kennengelernt und in Ruhe zugehört haben. Da ist so viel, was wir gemeinsam haben. Wir sind alle Kinder Gottes, Brüder und Schwestern Jesu. Es gibt Unterschiede, wie wir unseren Glauben praktizieren, doch wir haben die gleiche Quelle. Und wir können heute alle gemeinsam hier diesen Gottesdienst feiern. Das fühlt sich gut an. Wenn Menschen mit unterschiedlichen Lebens- und Glaubensweisen zusammenhalten, kann viel Gutes entstehen. Das zeigt uns auch die Geschichte von Thomas:

Jesus nimmt den zweifelnden Thomas ernst. Er kommt tatsächlich zu ihm und zeigt seine Wunden. Und die anderen sind dabei. Ich glaube, Jesus macht das nicht nur für Thomas und seine Gruppe. Er macht das auch für uns alle, die wir heute die Geschichte hören. Es ist ja fast unvorstellbar, an einen Menschen zu glauben, der den Tod überlebt hat. Das ist den Autoren der Evangelien bestimmt bewusst gewesen. Der Name Thomas kommt vom aramäischen Wort teòma. Das bedeutet Zwilling. Der Name kann also dafürstehen, dass Thomas unser Zwilling ist. Auch wir sind zu spät. Wir sind viel zu spät geboren, um den Mann Jesus persönlich treffen zu können. Und wir haben nicht einmal Zugang zu Berichten aus erster Hand.

Weil du mich gesehen hast, darum glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben. 

Meint Jesus damit, dass Menschen besser alles Glauben und nicht zweifeln? Ich denke nicht. Denn wir wissen ja von Jesus, dass er gerne debattiert hat. Er erzählt Geschichten, um die Menschen zum Weiterdenken anzuregen. Wenn er etwas gefragt wird, stellt er oft eine Gegenfrage. Jesus hat uns viele Geschichten hinterlassen von ihm und über ihn. Was er uns nicht hinterlassen hat, sind einfache Antworten.

Denn wichtig sind die Fragen. Eine gestellte Frage kann eine Antwort erzeugen. Das zeigt Thomas uns auch an anderer Stelle. Im Johannesevangelium sagt Jesus beim letzten Abendmahl:

Und wo ich hingehe – den Weg dahin wisst ihr. (Joh 14,4)

Da hakt Thomas ein und sagt:

Wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie sollen wir dann den Weg wissen? (Joh 14,5)

Die Frage bringt Jesus dazu, eines seiner berühmtesten Worte auszusprechen. So als ob das Wesen der Antwort die richtig gestellte Frage ist. Jesus antwortet:

Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.

Das sind starke Worte. Und ein Menschenleben reicht kaum aus, um sie annähernd zu begreifen. Vielleicht ist das ein Problem von uns Menschen. Der Verstand will alles begreifen. Aber es gibt eben eine Grenze. Es heißt ja: Das Geheimnis des Glaubens. Und das nicht, weil alle so verschwiegen sind, sondern weil es gar nicht erklärbar ist. Es ist jenseits vom Verstand. Es ist erfahrbar und man kann sich dem mit Worten annähern. Aber man kann es nicht erklären.

Du glaubst, weil du mich gesehen hast. Selig sind die, die nicht sehen und doch glauben.

Ich verstehe Jesus so: Es geht beim Glauben nicht um äußere Beweise. Das sagt er Thomas und uns, seinen Zwillingen.  Wir Menschen halten uns oft an den äußeren Dingen fest. Religion beschreibt aber die innere Welt. Ob sich die Auferstehung Jesu in der äußeren Welt manifestieren kann, geht im Prinzip am Inhalt vorbei. Das wäre zwar eine Sensation, aber die Frage ist doch: Was hat das mit unserem Leben zu tun? Vielleicht bekommen wir bei einer Trauerfeier selbst eine Ahnung vom ewigen Leben. Und wir verlieren für einen Moment die Angst vorm Tod. In unserer Trauer wächst langsam Trost. Oder wir fallen und scheitern im Leben und stehen wieder auf. Weil wir fühlen, dass Jesus auch uns den heiligen Geist einhaucht, der uns Mut macht.

Dieser zu spät kommende Thomas hat seinen Auftritt mitten in den Geschichten über die Auferstehung. Er legt den Finger in die Wunde des Glaubens. Der Auferstandene zeigt seine Wunden. Thomas begreift, dass Gott ein Verwundeter ist. Er ist an seinen Wunden zu erkennen. Wir können uns darauf verlassen, dass wir mit unseren Wunden nicht allein sind. Gerade dort können wir Gottes Nähe wahrnehmen.

Es bleiben Fragen: Warum gibt es Leid auf der Welt? Wo kommen wir her, wo gehen wir hin? Ist Jesus tatsächlich von den Toten auferstanden?

Die Fragen selbst sind wichtig. Sie können uns Gottes Nähe erfahren lassen. Und das ganz besonders, wenn wir dranbleiben und zusammen unterwegs sind.

Woran glauben wir? Diese Frage stellen sich Menschen schon lange. Durch die Frage ist über Jahrhunderte das Nizänische Glaubensbekenntnis entstanden. Es beschreibt Jesus als

Licht vom Licht, wahren Gott vom wahren Gott.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Menschliche Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.

Pfarrer Joachim Neethen, Nachbarschaftsraum Friedberg

Pfingsten

Im Juni feiern wir das drittgrößte christliche Fest – Pfingsten.

Was es damit auf sich hat, kann uns ein Witz nahe bringen:

„Im Wald herrscht großer Aufruhr. Unter den Tieren geht das Gerücht um, dass der Bär eine Todesliste habe. Alle fragen sich, wer da draufsteht. Als erster nimmt der Hirsch allen Mut zusammen, geht zum Bären und fragt: Sag mal Bär, steh ich auf deiner Liste? Ja, sagt der Bär, dein Name steht auf der Liste. Voll Angst dreht der Hirsch sich um und geht. 2 Tage später wird der Hirsch tot aufgefunden. Die Angst bei den Waldbewohnern steigt und die Frage, wer noch auf der Liste steht, treibt alle um. Nun geht das Wildschwein zum Bär: „Stehe ich auch auf der Liste?“ „Ja, du stehst auch auf der Liste!“ Verängstigt verabschiedet sich das Wildschwein. 2 Tage später war es tot. Nun bricht Panik unter den Waldbewohnern aus. Nur der Hase traut sich noch den Bären aufzusuchen. „Bär, stehe ich auch auf der Liste?“ „Ja, auch du stehst auf der Liste!“ „Sag mal“, fragt der Hase nach. „kannst du mich von der Liste streichen?“ „Ja klar“, sagt der Bär, „kein Problem!“.

Mit einem Mal, mit einer Nachfrage, mit einer Bitte ist ein beängstigendes Problem aus der Welt geschafft. Auch heute könnte sich manches Verhältnis unter uns entspannen, wenn wir miteinander mehr und klarer redeten. Kannst du mich von der Liste streichen? So lautet die einfache Frage des Hasen an den Bär. Als der mit Ja antwortet, bahnt sich der Ausweg an, die Angst löst sich und am Ende wird alles gut.

Pfingsten ist das Fest, das davon erzählt, wie in Jerusalem Tausende Menschen aus aller Herren Länder mit fremden Sprachen sich auf einmal untereinander verstehen. Der Heilige Geist, der sie an diesem Tag erfüllte, machte das möglich. Pfingsten ist das Fest der Verständigung. Möge der Geist Gottes auch uns bewegen, damit wir immer wieder aufs Neue versuchen einander zu verstehen und ins Gespräch miteinander zu kommen. Auch wenn es manchmal schwer fällt.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen ein Gesegnetes Pfingstfest!

Pfarrerin Claudia Ginkel

Sonntagswort zum Siebenschläfertag

.... hört sich komisch an, ist eigentlich ganz nett.

Bei diesen Zeilen bekomme ich sofort einen Ohrwurm. Bettmensch ist mein Lieblingssong des Hamburger Sängers Olli Schulz. Er besingt eine Art Gegenentwurf zum Superhelden Batman, wie ich ihn mir kaum sympathischer vorstellen kann: „Meine Stärken sind die Schwächen, doch ich werd die Guten rächen und die Bösen verschlafen, bestrafen.“

Die Idee ist nicht neu. Diese Superkraft wurde schon im Jahr 250 beschrieben. Einer Legende nach versteckten sich sieben junge Christen in einer Höhle. Ihre Verfolger entdeckten sie und mauerten sie ein. Womit sie allerdings nicht gerechnet haben: Die sieben Christen konnten richtig gut schlafen. 195 Jahre später wurden sie zufällig gefunden und am 27. Juni, dem heutigen Siebenschläfer Tag geweckt. Als sie aus der Höhle rauskamen, berichteten sie ausgeschlafen und glaubhaft von der Auferstehung der Toten.

Auch Jesus konnte zum Bettmensch werden. Als ein Sturm auf hoher See fast das Schiff zum kentern brachte, hat er tief und fest geschlafen auf einem Kissen. Bis seine Freund*innen ihn weckten. Nachdem Jesus dem Sturm befohlen hat, sich zu beruhigen, fragte er sie: „Warum habt ihr solche Angst, habt ihr immer noch keinen Glauben?“

Es können halt nicht alle Bettmensch sein, doch solche Vorbilder sind gut. Auch in der Kirche, wo angestrengt versucht wird, etwas gegen den Mitgliederrückgang und leere Kirchenbänke zu tun.

Vielleicht brauchen wir gar nicht immer mehr, noch kreativere Ideen und müssen überall zeigen, dass wir noch da sind, sondern dürfen einfach unverfälscht, ehrlich und menschlich sein. Wir haben ja diese Superkraft, die in den Schwachen mächtig wird. Und entspannt sind wir sicher viel einladender.

Das weiß auch Olli Schulz: „Ich bin Bettmensch, halb Mensch und halb Bett und wenn du noch zu mir kommst, wär dieser Song perfekt.“

Allen einen gemütlichen Siebenschläfer Tag.

Pfarrer Joachim Neethen, Nachbarschaftsraum Friedberg

Willkommen zu Hause – eine Doppelbewegung

Mit dieser und weiteren Fragen haben wir uns in der Kirchengemeinde im vergangenen Jahr unter dem Stichwort einladende Gemeinde beschäftigt.
Wann fühle ich mich willkommen und eingeladen?
Und was braucht es dazu?
Der Begriff „Zuhause“ geht für mich nochmal weiter. Während der Willkommensbegriff immer etwas mit unterwegs sein zu tun hat, ist der Begriff Zuhause ein statischer. Zuhause ist der Ort, wo man ankommt, nachdem man unterwegs war. Zuhause hat mit Schutz und Sicherheit zu tun. Es ist der Ort, an dem wir Menschen uns sicher und beschützt fühlen. Ich habe bei Zuhause sofort das Bild eines Gebäudes vor Augen.
Worte aus Psalm 23 kommen mir in den Sinn. Dort heißt es: „Ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.“ Auch hier ist von einem Haus die Rede. Und wieder denke ich an ein Gebäude – das Kirchgebäude. Der Ort, in dem wir uns für Gottesdienst und Gebet zusammenfinden. Und doch ist das Haus des Herrn so viel mehr als ein weltliches Gebäude. Gottesbegegnung lässt sich nicht in ein Gebäude zwingen. Gott ist größer und Gott ist mehr. Denn Gottes Haus ist die Welt. Und überall dort, wo Gott in uns Eingang findet und in unser Herz eingeht, werden wir Menschen selbst zu
seinem Wohnraum. Wir bergen uns in seinem Schutz und durch uns Menschen strahlt seine Liebe in die Welt. Wir Menschen als Wohn- und Wirkraum Gottes.
Gleichzeitig ist aber auch Gott unser aller Zuhause. Der Schutzraum, wo wir sein dürfen, wie wir sind und in unsrem So - sein angenommen sind.
Zuhause – Gott in uns und wir in Gott!
Und so wünsche Ich Ihnen für diesen Sommer Momente des Ankommens und Zuhause-fühlens in Gott. Ich atme ein, genieße die Sonne auf meinem Gesicht, öffne mich innerlich:
Und sage: „Wilkommen!“
Ihre Pfarrerin Sophie Gesing
 

Willkommen zu Hause – dem menschlichen Leben eine Mitte geben

Wir nennen einen Umzug oft auch „Tapetenwechsel“, und bald gewöhnen wir uns an die neue Umgebung – (vielleicht summt jetzt jemand das Lied „Ich brauch´ Tapetenwechsel ...“ H. Knef) und wir verwurzeln mit ihr.

Im Wörterbuch der Symbole wird das Haus als ein „abgeschlossener Bezirk (beschrieben), der dem menschlichen Leben eine Mitte gibt“.

Das Haus ist „heilige Mitte, wo der Mensch Gott nahe ist“. Es beheimatet einen Haushalt, also „die innere Wirtschaftsgemeinschaft eines Familienverbandes oder einer (Lebens-)Gemeinschaft.“ Die wirtschaftlichen Entscheidungen, also die Mittelverwendungen, werden von deren Mitgliedern getroffen“ (Wörterbuch der Soziologie).

Willkommen zu Hause – die Gemeindearbeit gestalten Nach der Mühsal der vielen Aktivitäten im Findungsprozess, nämlich des Zusammenschlusses der sieben Kirchengemeinden in Friedberg – und der Entscheidung über die Rechtsform, dürfen sich nun (erst mal!) alle entspannen. Zur Rechtsform: Diese zunächst fremdartige Bezeichnung deutet auf eine einzigartige „Landschaft“ hin und signalisiert deren Aufgaben. Das ist die auf die wirtschaftlichen und gemeindlichen Belange abgestimmte juristische Form. Die beteiligten Gemeindeglieder – der Friedberger Kirchen – haben sich in besonderer Weise (neu) kennengelernt und bilden eine Hausgemeinschaft. „Willkommen zu Hause.

Tretet ein …“ wird man wohl jetzt oft hören.

Und was da nicht alles gelungen ist! Zum Beispiel die Sichtbarkeit nach außen durch die neue Website. Toll! Die Gemeindearbeit hat ein großes Gestaltungspotential durch die Vielzahl der Beteiligten und deren Kompetenzen hinzu gewonnen. Wir können Kräfte entwickeln, um gute Energien aufzubauen.

Und: Ausbaumöglichkeiten gibt es nach jedem Einzug in ein Haus! Die Verantwortung wird durch den Zusammenschluss der Kirchengemeinden auf breitere Schultern gestellt. Willkommen zu Hause.

Und augenblicklich wird die Ruhe unterbrochen: es kann „gehämmert“, eingerichtet und der Garten angelegt und gepflegt werden.

„Jeder Grashalm hat seinen Engel, der sich über ihn beugt und ihm zu flüstert

„Wachse, wachse“. (Buddhas Anleitung zum Glücklich sein)

Friedberg, Angelica Krumwiede

 

Willkommen zu Hause – Der verlorene Sohn

Wir feiern als Gemeinde den Einzug ins neue Gemeindehaus, fühlen uns nach langen Irrwegen zu Hause angekommen.

Wir waren in den letzten Jahren verirrt und manchmal auch verloren. Die Verirrung begann mit dem Verkauf des alten Gemeindehauses. Viele ältere Gemeindeglieder sind an ihrer Gemeinde verzweifelt ob des Verlustes dieser schönen Villa mit ihrem großartigen Park. Viele gute Erinnerungen knüpften sich an dieses vertraute Heim, Gemeinde und Kantoreifeste und viele wertvolle Begegnungen.

Und dann der Totalverlust. Ich habe damals den Möbelwagen zu mehreren Adressen überall in der Stadt dirigieren müssen, um das Mobiliar loszuwerden.

Das Gemeindebüro im Hochhaus wurde als Provisorium wahrgenommen, wenn auch mit prächtiger Aussicht. Welche Mühen hat es dann Pfarrer Witte-Karp und den Kirchenvorstand gekostet, bis endlich der neue Kindergarten im Gelände hinter dem Alten gebaut werden durfte, bis die Stadt Friedberg und die Kirchenleitung endlich ihr Placet gaben. Und auch hier gab es Verlustängste. Die Pfadfinder verloren ihr Zuhause, der große Hof, ideal als Bolzplatz, zum Rollern und Radfahren, wurde drastisch beschnitten, ebenso das große Wiesengelände.

Und welch aber-witzige Verzögerungen gab es dannnoch, bis der alte Kindergarten zum heutigen 12 Quadrat werden konnte: Einsprüche, Baustopp, Verzögerungen und Verschleppungen noch und noch.

Und jetzt ist endlich das große Einweihungsfest geplant. Wir werden hier zwar nicht als reuige Sünder wieder zu Hause willkommen geheißen wie im Gleichnis vom verlorenen Sohn, aber doch nach schweren Prüfungen und Entbehrungen.

Wir sind endlich wieder zu Hause, fühlen uns willkommen geheißen und gesegnet in dieser neuen Heimstatt.

Gott sei Dank!

Hans Wolf

Frischer Wind

Wann haben Sie sich das letzte Mal so richtig den Wind um die Nase wehen lassen? Ganz bewusst die Nase in den Wind gehalten?
Manchmal tut es gut, bewusst zu spüren. Den Wind auf der Haut, den Duft in der Nase.

Frischer Wind. Für viele ein Bild für Aufbruch. Neue Energie für die Umsetzung lang geplanter Projekte, der Ruck, den man sich gibt, um endlich loszulegen. Dieser frische Wind kommt manchmal plötzlich und unerwartet und es dauert einen kurzen Moment, bis man merkt, was sich gerade verändert hat. Man spürt nur diese Energie, die plötzlich da ist. Dann ist es wie der Wind, der in die Segel greift und das Boot vorwärts treibt.

Manchmal warten wir sehnsüchtig auf diesen Moment, wenn sich schon zu lange alles eintönig und gleich anfühlt. Auf der anderen Seite führen auch ständige Aufregung und Anspannung dazu, dass wir dringend eine Luftveränderung brauchen. Dann warten wir darauf, dass sich der Wind dreht. Das die Luft wieder klar wird.

Jetzt im Sommer steht für viele der große Sommerurlaub an. Andere, neue Orte und Eindrücke warten, wecken Sehnsüchte, locken zum Träumen. Und dann kommt er, manchmal leise und sanft, manchmal heftig und stürmisch. Frischer

Wind im Leben, der uns Impulse und Energie gibt. Oft sind es aber auch andere Menschen, die diesen frischen Wind mitbringen, mit ihren anderen, neuen Sichtweisen und Handlungen.

Was aber tun, wenn weder Urlaub noch frische Impulse durch andere in Sicht sind und die Luft zu stehen scheint. Schwer und muffig. Der Wind weht, wo er will, sagt Jesus zu Nikodemus (Joh 3,8). Gottes Geist lässt sich leider nicht einfach herbeirufen, er begeistert nicht dann, wenn man ihn zu brauchen meint, er schenkt nicht dann und in der Form Kraft, Ruhe und Liebe, wie man es sich wünscht. Er lässt sich nicht einfach buchen wie einen Urlaub. Im Gegenteil, mit Zwang kommt man meist nicht weiter, sondern engt sich nur noch mehr ein. Dann braucht es Geduld. Gebet.

Durchatmen, Loslassen, Ungewohntes ausprobieren und die Perspektive verändern scheint da schon hilfreicher und ist genau das, was im Urlaub oft passiert. Und auch das, was andere Menschen, so manch ein Beitrag in den sozialen Medien oder vielleicht ein gutes Buch mitunter in uns bewirken. Sie aktivieren unsere Sinne mit neuen Impulsen und richten uns neu aus. Unsere Einstellungen und Wahrheiten werden geprüft. Lassen wir uns Raum geben, öffnen wir Türen und Fenster und verlassen wir für einen Moment die gewohnten Bahnen. Auch mitten im Alltag.

Gottes Geist lädt uns ein, die Nase in den Wind zu halten.

Ihre Vikarin Anica Mages

 

Von Leid und Heilung

Wir sind mitten in der Fasten bzw. Passionszeit. In diesen Wochen bedenken wir in unseren Kirchen in besonderer Weise den Leidensweg von Jesus.
Der Anblick seines Kreuzes kann uns dabei an unsere eigenen Erfahrungen von Leid, Verletzlichkeit und Sterblichkeit erinnern.
Meistens versuchen wir solche Gedanken zu verdrängen. Und
wenn wir davon erzählen, bekommen wir mitunter Appelle wie diese zu hören: Lass das ruhen, denk nicht mehr daran!
Du musst jetzt nach vorne schauen und positiv denken!
Als könnte man den Schalter so einfach umlegen, und als wären leidvolle Erfahrungen nichts wert und als Teil unseres Lebens nicht auch zu würdigen.
Neulich fiel mir dazu ein Text des großen holländischen spirituellen
Lehrers Henri Nouwen in die Hände. Er schreibt: »Wir sind alle Verwundete, ob körperlich, emotional, mental oder spirituell.
Die wichtigste Frage ist nicht, wie wir unsere Wunden verstecken
können, um uns nicht schämen zu müssen, sondern wie wir unser Verwundetsein in den Dienst anderer stellen können. Wenn unsere Wunden aufhören, eine Quelle der Scham zu sein, und zu einer
Quelle der Heilung werden, sind wir zu verwundeten Heilern
geworden.« Was für ein eindrücklicher Gedanke:
unsere Erfahrungen des Verwundetseins in den Dienst anderer stellen! Denn das brauchen wir doch, wenn wir selbst Leid erfahren: dass andere da sind, die sich in uns einfühlen können und uns begleiten. Und dies vielleicht gerade deshalb tun können, weil
sie Ähnliches durchlitten und hinter sich haben. Uns gegenseitig
zu »verwundeten Heilern und Heilerinnen« zu werden – wie wunderbar, wenn uns das gelänge! In diesem Sinn wünsche ich uns allen eine gesegnete Passionszeit!

Pfarrerin Claudia Ginkel,
Nachbarschaftsraum
Friedberg

Wort zum Sonntag

Gott kann auch wütend sein. So erzählt es die Geschichte von Jona. Gott ist wütend über die Bosheit einer ganzen Stadt. Er schickt Jona nach Ninive, um deren Untergang anzukündigen. Der glaubt nicht daran, dass Gott so etwas zulassen würde. Er will den Auftrag zuerst gar nicht ausführen und nimmt ein Schiff in die entgegengesetzte Richtung. Doch Gott braucht ihn. Nach einem Sturm landet Jona in der Tiefe des Ozeans im Bauch eines großen Fisches. Ausgerechnet hier kann Jona beten. Er lernt auf Gott zu hören und findet Kontakt zu seiner Seele.

Wieder ausgespuckt an Land macht Jona sich schließlich doch auf den Weg nach Ninive, um Gottes Botschaft auszurichten. Erstaunlicherweise wird seine Rede sofort gehört. Alle Leute ziehen besondere Bußkleidung an und fangen an zu fasten. Auch der König macht mit. Sogar die Rinder und Schafe bekommen weniger Futter. Am Ende sind alle glücklich. Der Untergang konnte verhindert werden. Auch Gott ist erleichtert. Nur Jona ist jetzt wütend und denkt sich: Hab ich´s doch gewusst.

Auffällig an der Geschichte finde ich, dass Gott zwar viel bewirkt, doch die Menschen selbständig handeln müssen. Das könnte eine Erklärung dafür sein, dass Gott die Kriege, den Populismus, Armut, Einsamkeit und andere Bedrohungen unserer Welt nicht einfach beenden kann. Er braucht uns. Die Bewohner von Ninive machen es uns vor. Sie hören zu und gehen in sich. Und vor allem: Sie halten zusammen. So geht ihre Stadt nicht unter. Das feiern wir kommenden Mittwoch in der Kirche am Buß- und Bettag.

Pfarrer Joachim Neethen, Ev. Kirchengemeinde Friedberg

 

Jahreslosung 2025: „Prüft alles und behaltet das Gute" (1. Thess 5,21)

Die diesjährige Jahreslosung hat uns am Beginn des Jahres eingeladen, zu prüfen und Gutes zu behalten. Was haben Sie geprüft und wofür haben Sie sich entschieden? Und was ist daraus geworden? Oder geht es Ihnen wie jenem Zeitgenossen, der sich schon zu Beginn des Jahres vorgenommen hatte, sich nichts vorzunehmen?! Dann können Sie an dieser Stelle getrost aufhören zu lesen. Alle anderen lade ich ein, eine Halbjahresbilanz zu machen.

Wer einen Obstbaum schneidet, hat in aller Regel die Möglichkeit, viele Äste abzuschneiden. Wer einen guten Schnitt machen will, geht mehrfach um den Baum herum, prüft und wägt ab. Nimmt den einen oder anderen Ast in die Hand, betrachtet sich die Knospen oder sucht nach versteckten Augen und formt vor dem Schnitt vor seinem inneren Auge ein Bild vom Baum. Das Gute am Baum behält er. Alles Störende oder Überflüssige schneidet er ab. So ein Baumschnitt braucht Zeit, wie auch der Baum seine Zeit braucht, um eine gute Gestalt ausbilden zu können. So einfach ist´s im Leben nicht immer. Aber die Zeit, Dinge zu betrachten, sie in die Hand zu nehmen und abzuwägen ist eine geschenkte Zeit, die – wie beim gut geschnittenen Baum – Frucht bringend sein kann. Dazu lädt uns die Jahreslosung zur Jahresmitte nochmals ein.

Nachprüfungen genießen ja bei uns in aller Regel keinen so guten Ruf. Und zugegeben: In Prüfungssituationen sind sie unangenehm und beim Führerschein sehr teuer. Aber im Blick auf die Jahreslosung für 2025 könnte eine Nachprüfung vielleicht ganz hilfreich sein:
Was war das Gute, das ich geprüft hatte und behalten wollte?
Was ist aus „dem Guten“ geworden?
Hat sich „das Gute“ bislang als gut erwiesen?
Was muss ich tun, damit „das Gute“ sich mehr entfalten kann oder mehr Raum in meinem Leben gewinnt?

Ich stelle mir diese Fragen in diesen Tagen noch einmal im Blick auf unsere Kirche, auf die Veränderungen im Dekanat ebenso wie im Blick auf einzelne Nachbarschaftsräume und ihre Gemeinden. Und ich stelle mir diese Fragen in Richtung meines eigenen Lebens. Manches ist noch nicht so geworden, wie ich es dachte, anderes hat sich als gar nicht so gut erwiesen und wieder anderes habe ich tatsächlich auch aus den Augen verloren.

Wie gut, dass so eine Jahreslosung mit Prüfauftrag nicht bloß für die ersten Wochen eines Jahres gilt. Und wie gut, dass wir es mit einem Gott zu tun haben, der uns die Zeit und die Möglichkeiten schenkt, Nachbetrachtungen zu machen und in die Nachprüfung zu gehen. Und weil ER gnädig ist mit uns, dürfen auch wir gnädig sein mit uns und anderen. Nämlich da, wo wir merken, dass nachgesteuert oder nachgearbeitet werden muss oder Entscheidungen vielleicht nochmals klarer gefasst werden müssen.

Beim Apfelbaum gibt´s übrigens auch die Möglichkeit eines Sommerschnitts. Wie in einer Halbjahresbilanz kann ich die Entscheidungen beim Schnitt vom Jahresanfang nochmal nach-prüfen. Und ich kann korrigieren. Der Sommerschnitt will möglichst schöne und große Früchte. Und auch wir können die Jahreslosung jetzt nochmal nutzen! Sie lädt uns ein zur Nachprüfung: prüfen, das Gute behalten und dann hoffentlich erste, schöne Früchte sehen - in Ihrer Gemeinde, im Nachbarschaftsraum und im eigenen Leben. „Prüft alles und behaltet das Gute.“ Wie sieht das bei Ihnen zum Halbjahr gerade aus?

Volkhard Guth, Dekan 

 

Gedanken zur Dekanatssynode

Diese Worte unsres Dekans Volkhard Guth ließen mich in der Dekanatssynode besonders aufhorchen. An einer Seite des Raumes gab es eine kleine Ausstellung mit ganz unterschiedlich großen und geformten Bilderrahmen, die alle leer waren. Diese Bilderrahmen symbolisieren, so die Rede des Dekan Guths, die strukturellen Veränderungsprozesse, die EKHN 2030 von jeder Kirchengemeinde gefordert hat. Diese Strukturen und Bilderrahmen sind nun fertig gestellt und liegen in unterschiedlichen Formen und Größen vor. Nachbarschaftsräume haben ihre neue Rechtsform der Zusammenarbeit gefunden.

Aber ein Bilderrahmen ohne Bild verfehlt seinen Sinn. Und so sei es nun die Aufgaben von allen Kirchengemeinden die Bilderrahmen mit einem Bild von Kirche zu füllen, wie sie sich als Kirchengemeinde präsentieren wollen.

Die alten Kirchenbilder vor dem Strukturprozess passen nicht mehr in die neuen Bilderrahmen. Und so sind wir alle aufgefordert kreativ zu werden.

Und es ist diese Aufforderung, die ich von der symbolhaften Ansprache unsres Dekans mitnehme. Welches Bild möchte jede Kirchengemeinde für seinen je eigenen Bilderrahmen malen? Was soll hinein? Welche Farben wollen wir nehmen und welche Farben sollen zum Vorschein kommen?

Das kreative und künstlerische Schaffen kann nun beginnen! Bei uns hier im Friedberger Raum in einem ganz besonderen Maß.

Denn so haben wir ab Sommer ein neues Gemeindehaus gemeinsam für den ganzen Nachbarschaftsraum. Auf der Kaiserstraße 144, im 12 Quadrat. Es ist ein Evangelischer Gebäudekomplex inmitten der Stadt, gemeinsam mit der ev. Familienbildungsstätte und dem Evangelischen Kindergarten. Wie füllen wir unser neues Zuhause mit Leben, Wärme und Gottesbegegnung? Welches Bild von Kirche soll zum Vorschein gebracht werden, in dem auch sichtbar wird, dass der ganze Raum Friedberg hier ein Zuhause hat.

Und dann ab Januar 2026 gehen wir noch einen Schritt weiter. Alle Kirchengemeinden des Nachbarschaftsraumes Friedberg schließen wir uns zu einer Kirchengemeinde zusammen. Wir schauen auf das, was uns alle verbindet, unser Zuhause in Gott, wollen friedvoll miteinander umgehen, viel voneinander lernen und gemeinsam das Bild unsrer neuen Kirchengemeinde malen. Die Devise unsrer Zusammenarbeit soll sich auch schon in unsrem Namen ausdrücken. Und so wird aus der ev. Kirchengemeinde Friedberg, der ev. Kirchengemeinde Dorheim, der ev. Kirchengemeinde Bauernheim, der ev. Kirchengemeinde Fauerbach-Ossenheim und der Erasmus Alberusgemeinde Bruchenbrücken, die evangelische Friedensgemeinde Friedberg!

Lasst uns nun Farbe und Pinsel in die Hand nehmen, kreativ werden und unseren Bilderrahmen mit einem schönen Bild von Kirche füllen! Einem Bild, das ausdrückt: „Willkommen in unserem neuen Zuhause!“

Pfarrerin Sophie Gesing