Kunsthistorikerin Ingrid Schlögl führte in das Werk und Leben des Künstlers ein, dessen Bronze-Skulpturen in diesem Jahr unter dem Titel „Haltungen“ ausgestellt sind. Hannes Helmke war am Donnerstagabend zur Eröffnung selbst in der Burgkirche zu Gast und stand für Gespräche zur Verfügung.
Die Veranstaltungsreihe Sichtweisen zur Passion gibt es in Friedberg bereits seit 2002. Sie verbindet zeitgenössische Kunst, Musik und Gedanken zur Passion. In 5 Andachten, die jeweils donnerstags um 19 Uhr stattfinden, werden Gedanken zu Leid und Leiderfahrung in dieser Welt sowie zur Kreuzeserfahrung Christi anhand künstlerischer Positionen gedeutet.
In diesem Jahr sind die Arbeiten des Kölner Künstlers Hannes Helmke Ausgangspunkt für den Dialog mit den großen Themen der Passion wie Liebe, Hingabe, Leidenschaft einerseits, aber auch Leid, Schmerz, Angst, Dunkelheit und Tod - mit „Haltungen“.
Mal überlebensgroß, mal ganz klein stehen, stehen, sitzen oder hocken die Figuren in der Burgkirche. Mal in einer Nische, mal mitten im Kirchenraum, mal im Fenster oder an der Brüstung. Allein oder zu zweit. Obwohl ihnen Gesichtszüge, Frisur und Körpermasse fehlen, zeigen sie Persönlichkeit. Die Reduktion verstärkt die Wahrnehmung.
Musikalisch begleitet wurde der Abend, an den sich um 19 Uhr die erste Passionsandacht mit Pfarrer Joachim Neethen anschloss, von Kantor Ulrich Seeger am Klavier und Sabine Dreier an Alt- und Querflöte, die Werke von Modest Mussorgsky und Astor Piazzolla stimmungsvoll interpretierten.
„Die Bronzeskulpturen von Hannes Helmke sind modern und klassisch zugleich“, sagt Kunsthistorikerin Schlögel. „Klassisch zum einen durch die Wahl der Bronze, zum anderen durch die Nacktheit der dargestellten Figuren.“
Jede Figur wirkt in ihrer Pose lebendig und stellt einen eigenständigen Charakter dar. Die Körperhaltung verrät den Gemütszustand, mal selbstbewusst, mal zweifelnd oder nachdenklich, mal locker und fröhlich, mit Freunden oder Lebenspartnern. Inspiration findet der Künstler in der Beobachtung von Menschen in Alltagssituationen, bei Freunden und in der Familie. Er ist immer auf der Suche nach neuen Geschichten. Zwei Monate im Jahr zieht er sich auf die Insel Spiekeroog zurück, wo er in Wachs und Ton die Entwürfe für seine Bronzen anfertigt.
Besonders bei den stehenden Figuren fallen die stark vertikal gestreckten Körper auf. Sie erinnern an einen in die Länge gezogenen menschlichen Schatten. Hände und Füße der Figuren sind deutlich ausgearbeitet. Die Füße stellen die Verbindung zur Erde her und zeigen so die Verbundenheit des Menschen mit der Natur. Die großen Hände symbolisieren den handelnden Menschen, der etwas bewirkt oder schafft.
„Die Figuren scheinen uns zu beobachten“, sagt Schlögel. „Sie laden zum Dialog ein - aber sie fordern ihn nicht.“ Es liege an jedem selbst, seiner Fantasie freien Lauf zu lassen und sich auf den Dialog einzulassen.
Bereits vor 20 Jahren stellte Künstler Hannes Helmke seine Werke im Rahmen der Sichtweisen in der Burgkirche aus. Damals erwarb die Kirchengemeinde eine Skulptur, wie Pfarrerin Claudia Ginkel in ihrer Begrüßung erläuterte. Sie sei gespannt auf die Dialoge, die sich in den kommenden Wochen entwickeln werden.
Die Ausstellung in der Burgkirche ist bis zum 21. April geöffnet, immer samstags und sonntags von 15 bis 17 Uhr und während der Gottesdienste und Passionsandachten. Der Eintritt ist frei.
Über den Künstler:
Hannes Helmke, 1967 in Heidelberg geboren, absolvierte von 1985 bis 1988 zunächst eine Holzbildhauerlehre in Michelstadt. 1998 schloss er sein Aufbaustudium Freie Kunst mit dem Schwerpunkt Bildhauerei an der Alanus-Hochschule in Alfter ab. Seither arbeitet er als freischaffender Künstler in Köln.