Übergänge haben es in sich. Der September zum Beispiel ist so ein Monat: Nicht mehr richtig warm, aber auch noch nicht wirklich kalt. Es ist noch Sommer, aber irgendwie schon Herbst. Wer morgens das Haus verlässt, greift zögernd zur Jacke – und weiß doch, dass sie mittags wieder über dem Arm hängt. Der September ist ein Schwellenmonat: nichts Halbes, nichts Ganzes. Gerade das macht ihn so reizvoll.
Wir alle kennen den Reiz solcher Zwischenzustände und Übergänge: Ein neuer Job ist zugesagt, doch die Kündigung im alten noch nicht eingereicht. Die Kinder sind längst keine Kleinen mehr, aber auch noch nicht erwachsen. Unser Zusammenleben braucht Menschen, die sich engagieren, und doch scheint es immer weniger davon zu geben. Manche Familie fragt sich, wie sie klarkommt, wenn das Einkaufen teurer wird, die Bedürfnisse aber nicht weniger werden.
Solche Zeiten haben es in sich, verunsichern und fordern heraus.
Oft sind solche Zwischenzeiten jedoch auch klärende und wichtige Zeiten – denn das Leben wächst an seinen Schwellen. Der Theologe Paul Tillich spricht davon, dass der Glaube selbst ein Phänomen ist, das an Grenzen entsteht. Im Unfertigen, in den unsicheren Momenten eröffnet sich Neues. An den Übergängen des Lebens wird Gott spürbar: beim Auszug aus dem Vertrauten, im Warten auf das Kommende.
Diese letzten Sommer- und ersten Herbsttage sind also fast schon eine Einladung, sich auf Veränderungen und Neues einzulassen, auch wenn es noch unfertig und vorläufig ist. Das scheint erst einmal mühsam. Aber Übergänge öffnen oft den Raum für einen anderen Blick auf sich selbst, auf das Um-uns-herum, auf wertvolles Miteinander. Vielleicht liegt gerade in diesem »Nichts Halbes, nichts Ganzes« ein besonderer Segen: die Chance, wertzuschätzen, aber nicht festhalten zu müssen, sondern mit Gottvertrauen
Schritt für Schritt weiterzugehen – in das Leben, das vor uns liegt, das wir aber noch nicht absehen können.